
Introitus und Kyrie
Die ersten Altäre wurden auf den Gräbern der Märtyrer errichtet. Später wurden einfach Reliquien in den Altarstein eingebaut. Der Priester im Bewusstsein seiner Unwürdigkeit, die heiligsten Geheimnisse zu feiern, bittet hier noch einmal um die Fürsprache der triumphierenden Kirche im Himmel.
V. Orámus te, Dómine, per mérita Sanctórum tuórum, Osculatur Altare in medio quorum relíquiæ hic sunt, et ómnium Sanctórum: ut indulgére dignéris ómnia peccáta mea. Amen.
V. Wir bitten Dich, Herr, durch die Verdienste Deiner Heiligen, Er legt beide Hände auf den Altar und küsst ihn dessen Reliquien hier ruhen, und aller Heiligen, Du mögest gnädig nachlassen alle meine Sünden. Amen.
Der Kuss drückt die Liebe und Verehrung aus, die wir unseren Brüdern und Schwestern im Himmel entgegenbringen, unsere Dankbarkeit für die Gemeinschaft der Heiligen, an die wir fest glauben.
Der Kuss gilt aber noch mehr Jesus Christus selbst, der für uns die Opfergabe, der Priester und der Altar wurde. In diesem Kuss können wir auch einen Hinweis auf diese bräutliche Beziehung zwischen Kirche und Christus sehen.
In feierlichen Messen wird an dieser Stelle der Altar beweihräuchert. Bei der Altarweihe wurde direkt auf dem Altar Weihrauch verbrannt. Nun werden auch unsere Herzen quasi zu Altären geweiht. Beim Segnen des Weihrauchs betet der Priester:
V. Ab illo bene † dicáris, in cuius honóre cremáberis. Amen.
V. Sei gesegnet † durch den, zu dessen Ehre du verbrennst. Amen.
m Alten Testament steht die Wolke, die das Zelt mit der Bundeslade umgibt, für die Anwesenheit Gottes, für Seine Herrlichkeit. In den Psalmen und in der Offenbarung nach Johannes steht der aufsteigede Weihrauch für das Opfer und für das Gebet, das zum Herrn emporsteigt.
Der gesegnete Weihrauch ist aber nicht nur ein Symbol, oder etwas was unsere Sinne ansprechen soll und uns in feierliche Stimmung versetzen, sondern er ist auch ein Sakramentalium, d.h. ein Mittel der Gnade. Er umgibt uns mit Gottes Schutz und nimmt uns in diese gottgeweihte Umgebung und Atmosphäre mit hinein.
Introitus ist der erste von den wechselnden Teilen der Messe, den sog. Propria. Der Text führt uns in das Tagesgeheimnis hinein. Wie der Fragment des Psalmes 44, der heute aufgrund des Festes der Heiligen Klara von Assisi an dieser Stelle gebetet wird.
Introitus
Dilexísti iustítiam, et odísti iniquitátem: proptérea unxit te Deus, Deus tuus, óleo lætítiæ præ consórtibus tuis.
Eructávit cor meum verbum bonum: dico ego ópera mea Regi.
Glória Patri, et Fílio, et Spirítui Sancto.R. Sicut erat in princípio, et nunc, et semper, et in sǽcula sæculórum. Amen.
V. Dilexísti iustítiam, et odísti iniquitátem: proptérea unxit te Deus, Deus tuus, óleo lætítiæ præ consórtibus tuis.
V. Du liebtest Gerechtigkeit und hasstest das Unrecht, darum hat dich Gott, dein Gott, gesalbt mit Freudeöl vor all deinen Gefährten.
Meinem Herzen entströmt ein gutes Wort, ich weihe meine Werke dem König.
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste.R. Wie es war im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.
V. Du liebtest Gerechtigkeit und hasstest das Unrecht, darum hat dich Gott, dein Gott, gesalbt mit Freudeöl vor all deinen Gefährten.
Kyrie („κύριε ἐλέησον“) ist das einzige Gebet in der Heiligen Messe, das im griechischen Original beibehalten wurde. Zusammen mit den einzelnen hebräischen Worten wie Amen und Allelujah erinnert uns das an die ursprünglichen Sprachen des Christentums und an die Einheit der Kirche.
V. Kyrie eleison
R. Kyrie eleison
V. Kyrie eleisonR. Christe eleison
V. Christe eleison
R. Christe eleisonV. Kyrie eleison
R. Kyrie eleison
V. Kyrie eleison
V. Herr, erbarme dich
R. Herr, erbarme dich
V. Herr, erbarme dichR. Christus, erbarme dich
V. Christus, erbarme dich
R. Christus, erbarme dichV. Herr, erbarme dich
R. Herr, erbarme dich
V. Herr, erbarme dich
Was gleich als erstes auffällt im Vergleich zur neuen Messe ist, dass hier 3 mal 3 Aufrufungen vorkommen, wobei die „Kyrie“ vom Priester eingeleitet werden und „Christe“ vom Volk. Dreimal wird im „Kyrie“ Gott Vater angerufen, 3 Mal in „Christe“ – der Sohn und 3 Mal in „Kyrie“ der Heilige Geist. Es ist ein Gebet an die Heiligste Dreifaltigkeit. Deswegen finde ich die neue Bezeichnung seltsam, da wo die 3. Form des Bußaktes verwendet wird, dass sie auch Christusrufe genannt wird, was die ursprüngliche trinitäre Bedeutng verändert.
Auch das Reduzieren von 9 auf 6 Rufe in der neuen Messe ist für mich ein Rätsel. Durch die Struktur von eine Antwort pro Aufruf wird dem Gebet ein Dialogcharakter verliehen und zwar eines Dialogs zwischen Priester und Volk und das auf Kosten der trynitären Symbolik… Ziemlich bedenklich. Dabei finde ich persönlich die alte Form, wo das „Christe eleision“ von den Gläubigen angefangen wird, fast „demokratischer“.
In den östlichen Riten wird dieser Ruf nach Gottes Erbarmen mehrmals an verschiedenen Stellen der Liturgie wiederholt. Wir kennen zum Beispiel aus der orthodoxen oder unierten Liturgie dieses wiederholte gesungene „Господи, помилуй“. Die zweite Aufrufung „Christe eleison“ ist dagegen charakteristisch für das westliche Christentum, wo auch die Anzahl der Aufrufungen Anfang des 10. Jh. auf 9 reduziert wurde.
Die zitierten Messtexte stammen aus: Ramm, M. (2015). Volksmissale, Das vollständige römische Messbuch nach der Ordnung von 1962 lateinisch, deutsch. Priesterbruderschaft St. Petrus. S. 5*-6*
weitere Quellen: Reiners, A. (1904). Das Heilige Messopfer in seinen Geheimnissen und Wundern. Ein Ocean von Gnaden und Segens-Früchten für Lebende und Abgestorbene. Katholische Bücher- und Schriften Verlag.
Gihr, N. (1877). Das heilige Messopfer, dogmatisch, liturgisch und ascetisch erklärt. Herder.
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