
Woher kommen die Dogmen?
Hat tatsächlich erst Kaiser Konstantin im Jahr 325 den Glauben an Jesus als Gott eingeführt? Das Buch aus diesen diese Behauptung stammt, das vor einigen Jahren für ein Skandal sorgte, ist mittlerweile fast in Vergessenheit geraten. Die Überzeugung, diese Behauptung wäre richtig, erfreut sich jedoch bester Gesundheit. Wer allerdings auch nur einmal die Bibel gelesen hat, weiß dass diese These komplett erfunden ist. Das ganze Neue Testament, von dem das jüngste Buch höchstes Anfang des zweiten Jahrhunderts entstanden ist, also zweihundert Jahre früher aus das Konzil von Nicäa stattfand, gibt Zeugnis über den Glauben der Apostel und Jünger Jesu an Ihn als Gott, genauso wie sämtliche andere christliche Schriften der ersten Jahrhunderte.
Über diese ganzen Texte werde ich demnächst auch in eine folge des der Katechismus-Serie sprechen, hier wollte ich eigentlich auf ein viel allgemeineres Thema hinaus: Was hat es eigentlich an sich mit den ganzen Dogmen?
Das besagte Konzil von Nicäa 325, auf das sich der Autor des berühmten Thrillers beruft, hat nämlich tatsächlich feierlich als Dogma verkündet dass
Jesus Christus der Sohn Gottes ist, der aus dem Vater, das heißt aus der Substanz des Vaters als Eingeborener gezeugt ist. Gott von Gott, Licht aus Licht, wahrer Gott aus wahren Gott, gezeugt nicht erschaffen, wesenseins mit dem Vater
Also was nun?
Viele Menschen haben diese Vorstellung: die katholische Kirche hat mal immer wieder ein neues Dogma erfunden und eingeführt, das vorher gar nicht da war. Das ein Dogma aber vorher nicht da war bedeutet allerdings nicht dass der Glaube an den Inhalt des Dogmas auch nicht da war. Es ist eigentlich genau das Gegenteil davon der Fall. Vielleicht ein paar Beispiele dazu:
- Wie schon gesagt die Bibel wie auch andere christliche Schriften der ersten Jahrhunderte sind sich einig dass Jesus Christus wahrer Mensch und wahrer Gott ist. Das war der Glaube schlechthin, der die Christen von Anfang an ausmachte. Und hier kommen wir dazu, wofür die Dogmen überhaupt da sind. Sie präzisieren nämlich den Glauben und grenzen ihn von Fehlern und von falschen Vorstellungen ab. In der Zwischenzeit trat nämlich Arius, auf, der behauptete Jesus sei gar nicht dem Vater gleich, er wäre nur eine Schöpfung, so wie wir Menschen, zwar die erste und perfekteste Schöpfung, aber doch nur eine Schöpfung und nicht Gott selbst. Und erstaunlicherweise bekam seine Theorie viele Anhänger sogar viele Bischöfe sind dieser Irrlehre verfallen. Also wurde ein Konzil einberufen unter anderem der Heilige Nikolaus war dabei, ja, der von den Geschenken. Der soll sogar den Arius dabei geohrfeigt haben. Auf jeden Fall wurde diskutiert, die Texte der Heiligen Schrift angeschaut, andere christliche Schriften angeschaut, erzählt, was in den Diözesen seit Jahren diesbezüglich verkündet wird und man hat festgestellt: das was Arius sagt, ist nicht wahr, es ist nicht christlich, es ist nicht katholisch, es stimmt nicht mit der apostolischen Überlieferung überein, es ist eine Häresie, wer so etwas behauptet ist somit nicht in der Einheit mit der Kirche, die Jesus durch die Apostel gegründet hat, er hat sich von den katholischen Glauben getrennt, sich aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Der Glaube an Jesus als er Gott war also von Anfang an da, aber jetzt wurde sie etwas präziser ausgedrückt, was das theologisch genau bedeutet.
- Anderes Beispiel die Eucharistie. Auch hier behaupten böse Zungen die Wandlung und das ganze drumherum wäre eine Erfindung des Konzils von Trient. Die Wahrheit ist aber wieder, analog wie in dem Beispiel vorher, ganz anders. Wenn wir die Schriften der Kirchenväter aus den ersten Jahrhunderten lesen, sind sie sich einig, dass Brot und Wein in der Heiligen Messe tatsächlich zum Leib und Blut Christi, wahrhaft und dauerhaft werden. Das bezeugen die Schriften, in denen wir lesen, wie sorgfältig mit jeden Krümel des Leibes Christi umgehen soll. Das bezeugen auch Märtyre, wie der heilige Tarzisius ein 15-jährige Junge, der während der Verfolgung in Rom die Kommunion zu den Verhafteten Christen bringen wollte und von seinen Gleichaltrigen angegriffen und letztendlich erschlagen wurde, weil er das Allerheiligste Sakrament das der unter dem Gewand trug vor ihnen verteidigt hat. Der Glaube an die Realpräsenz Christi unter den eucharistischen Gestalten hatte eigentlich bis zum zwölften Jahrhundert keine wirkliche Gegner. Erst dann kommen die ersten Gegenstimmen auf, die in der ganzen Reformation gipfeln. Dann kommen Luther, Calvin und die weiteren und stellen andere Thesen auf. Der eine sagt: ja, es ist zwar tatsächlich Leib Christi aber nur während man es empfängt, und dann wird es wieder zum Brot, also macht es weder Sinn es aufzuheben noch es anzubeten. Der andere wiederum sagt: das ganze ist überhaupt nur ein Symbol und keine Wirklichkeit. Und wieder bekommen diese Theorien einige Anhänger. Deswegen greift das Konzil von Trient durch und sagt: Nein der Glaube, den uns die Apostel überliefert haben ist: Brot und Wein werden wahrhaft und dauerhaft in Leib und Blut Christi verwandelt. Es wird auch den begriff der Transsubstantiation eingeführt. Ja, der ist relativ neu, den finden wir nicht in der Bibel, es ist aber einfach ein wissenschaftliche theologischer Begriff der den Glauben, der von Anfang da war, am präzisesten widergibt.
Vielleicht ein Vergleich aus dem Biologie, wie das funktioniert: Das DNA wurde, glaube ich, im zwanzigsten Jahrhundert entdeckt. Das bedeutet aber natürlich nicht dass die Menschen vorher kein DNA hatten. Nicht nur, dass sie es hatten, sondern eigentlich wussten sie indirekt auch darüber bescheid. Sie konnten es zwar nicht so bezeichnen, sie wussten nicht wie das aussieht und so weiter. Aber es war ihnen trotzdem klar, dass sich ein Mensch vom anderen Menschen unterscheidet und noch mehr ein Mensch zum Beispiel von einer Katze, also das wird das DNA eigentlich ausmacht, ohne dass sie das wissenschaftlich sozusagen erfassen konnten.
- Vielleicht noch das jüngste Beispiel. 1950 wurde von Papst das jüngste Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel verkündet. Die Christen haben aber daran von Anfang an geglaubt. Hierzu zwei Beweise erstens das Fest der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel wird bereits 451 als liturgisches Fest erwähnt, also mehr als 1000 Jahre bevor das Dogma formuliert wurde. Zweitens teilen und feiern diesen Glauben auch alle orthodoxen Kirche, die sich von Rom 1054 getrennt haben. Sie bezeichnen es zwar nicht als Dogma aber warum? Anscheinend war es in den Ostkirchen nie ein Diskussionsthema gewesen und es sind dort nie wirkliche Häresien und Irrlehren aufgetaucht gegen die man mit einer feierlichen Verkündigung eines Dogmas vorgehen müsste.

Oration

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