
Argumentation
Erst neulich bin ich erneut auf die „Dienstanweisung für einen Unterteufel“ von C.S. Lewis gestoßen. Eigentlich im Zusammenhang mit den fake Passagen zum Thema Pandemie, die nicht nur fake sondern sogar als Pastiche-Versuch ziemlich schlecht waren, aber stattdessen stellte sich die Lektüre des Originals wieder als wahre Fundgrube heraus.
Ich habe das Buch schon vor Jahren ein oder zwei mal gelesen, aber erst jetzt ist mir aufgefallen, wie genial Lewis dort nebenbei den Modernismus porträtiert. Seine Dämonologie ist zwar nicht hundertprozentig katholisch, man merkt stellenweise seine anglikanische Wurzeln, man soll das Buch daher nicht als dogmatisches Werk oder kleines Katechismus lesen. Er demaskiert aber auf geniale Art und Weise die ganzen Prozesse und Mechanismen, die seit mehr als 100 Jahren auch in der katholischen Kirche zerstörerisch wüten.
Da wir gerade aus der Enzyklika Pascendi über die Philosophie und überhaupt Zerstörung des Denkens im Modernismus gelesen haben, passen einige Stellen gleich aus dem ersten Kapitel der „Dienstanweisungen…“ perfekt dazu.
Nur als kleine Anmerkung für die, die mit dem Buch nicht vertraut sind, die Dienstanweisungen sind aus der Sicht eines erfahrenen, hochrangigen Teufels an seinen jungen Neffen, Neuling im Versucher-Dienst formuliert. Das muss man im Kopf haben, wenn man sie liest, wenn er ihm Ratschläge erteilt, zielen sie darauf ab, den Menschen von Gott und vom Glauben abzubringen und wer er vom „Feind“ spricht, ist damit der Herr unser Gott gemeint.
Also gleich im ersten Brief rät Screwtape dem jungen Wormwood davon ab auf Argumente zu setzen. Argumente sagt er, wären nützlich wenn sein „Schützling“
… vor ein paar Jahrhunderten gelebt hätte. Damals wussten die Menschen immer noch ziemlich genau, wann etwas bewiesen war und wann nicht; und wenn etwas bewiesen war, dann glaubten sie auch wirklich daran. Sie brachten ihr Denken noch mit ihrem Tun in Zusammenhang und waren bereit, auf Grund eines logischen Gedankenganges ihre Lebensweise zu ändern. Doch mithilfe der wöchentlichen Presse und anderer derartiger Waffen haben wir das gründlich geändert. Dein Mann ist, seit er ein Junge war, daran gewöhnt worden, dass ihm ein Dutzend einander widersprechende Philosophien im Kopf herumtanzen. Eine Lehre betrachtet er nicht in erster Linie als »wahr« oder »falsch«, sondern als »akademisch« oder »pragmatisch« oder »fortschrittlich« oder »konventionell« oder »radikal«. Nicht Argumente, sondern Jargon ist dein bester Verbündeter, wenn es darum geht, ihn von der Kirche fern zu halten. […] Das Lästige am Argumentieren ist, dass es den ganzen Kampf auf den Boden des Feindes verlagert. […] Schon dadurch, dass du argumentierst, weckst du die Vernunft des Patienten, und wenn die erst einmal erwacht ist, wer kann dann die Folgen absehen? […]
Trichtere ihm immer wieder die Gewöhnlichkeit aller Dinge ein. Vor allem aber versuche niemals, die Wissenschaften (die echten Wissenschaften, meine ich) als Abwehr gegen das Christentum zu verwenden. Die würden ihn geradezu ermutigen, über Wirklichkeiten nachzudenken, die er nicht anfassen oder sehen kann. Es hat da traurige Fälle unter modernen Physikern gegeben. […] Am besten jedoch wäre es, wenn du ihn gar keine wissenschaftlichen Bücher lesen ließest, sondern ihm nur das großartige allgemeine Gefühl gäbest, er wüsste über alles Bescheid und alles, was er in beiläufigen Gesprächen und oberflächlicher Lektüre aufgeschnappt habe, wären die »neuesten Forschungsergebnisse«. Vergiss nicht, dass du dazu da bist, ihn zu verwirren. Wenn man manche von euch jungen Teufeln reden hört, könnte man meinen, unsere Aufgabe sei es, zu lehren!
Diese Passagen harmonieren perfekt, wenn auch auf eine verdrehte Art und Weise natürlich, mit dem was der Heilige Papst Pius X in „Pascendi“ und der Autor von „Hundert Jahre Modernismus“ das ich neulich zitiert habe, geschrieben haben: der erste vernichtende Schlag des Modernismus auf den katholischen Glauben, aber wie man sieht dasselbe betraf den orthodoxen Anglikanismus, bestand darin das logische, rationale Denken zu zerstören, die realistische Philosophie als Grundlage der Theologie und des Lebens durch modernistische Träumereien zu ersetzen. Wenn wir diesen Prozess umkehren wollen, müssen wir zur Vernunft und zu Argumenten zurückkehren.
Nun leider tun wir das als Kirche heute nicht mehr. Ein Gespräch von vor 25 Jahren habe ich noch genau vor Augen. Ein wenig aus einer Krise ein wenig als Provokation stellte ich damals einem entfernten Verwandten, der in der Kirche vor allem in der Jugendseelsorge sehr engagiert war: ja gibt es denn Gott überhaupt? Und seine Antwort war bemerkenswert und wie ich über weitere Jahre hunderte Male von anderen Gläubigen und Seelsorgern gehört habe, typisch für die Kirche von heute: „Das ist die falsche Frage. Man kann nicht sagen, ob es Gott gibt oder nicht, aber ich kann dir erzählen, wie ich Sein Wirken in meinem Leben erfahren habe“.
Da kann man nur noch einmal die Worte des Heiligen Konzils (des ersten vatikanischen) zitieren
Wenn jemand behauptet, die göttliche Offenbarung könne nicht durch äußere Zeichen beglaubigt werden, und deshalb könne man nur durch die eigene innere Erfahrung oder durch eine besondere Erleuchtung zum Glauben bestimmt werden, der sei im Banne.
Vaticanum I
Damit will ich über niemanden eine Anathema werfen, lediglich darauf hinweisen, wie tief die Häresie des Modernismus unser Denken als Katholiken längst durchdrungen hat.

Kołocz

Was ist katholisch?
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