
Credo
Nach der Predigt wird an Sonn- und Feiertagen das Credo gebetet und gesungen. Das sog. Mess- oder großes Credo ist das nizäano-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis und das nicht ohne Grund. Es ist zwar bei weitem nichts das älteste Symbolum, dafür aber dasjenige, das den christlichen Glauben gegen die arianische Häresie am deutlichsten zum Ausdruck bringt. Deswegen wurde es im Osten bereits im VI Jh in die Liturgie der Heiligen Messe eingeführt, etwa 300 Jahre später in Spanien, wo es im mozarabischen Ritus jedoch nicht nach dem Evangelium sondern vor der Kommunion platziert wurde. Von da breitete es sich auf Frankreich und Deutschland, nicht jedoch nach Rom. Hier kam es, der Erzählung zufolge erst im 11. Jh. zum Einsatz und das im Zusammenhang mit der Krönung vom Kaiser Heinrich II. Er wunderte sich nämlich, dass es in der Römischen Messe kein Glaubensbekenntnis gibt, im Unterschied zu vielen anderen christlichen Ländern. Es wurde ihm daraufhin erklärt: die römische Kirche ist vom katholischen Glauben nie abgefallen, somit wird solches Bekenntnis hierzulande nicht benötigt. Heinrich bat den Papst um ein Krönungs-Geschenk in Form eines Dekrets das das Credo in feiertliche Messen auch im römischen Ritus einführt.
Credo in unum Deum, Patrem omnipotentem,
factorem cœli et terræ, visibilium omnium et invisibilium.
Et in unum Dominum Iesum Christum, Filium Dei unigenitum,
et ex Patre natum ante omnia sæcula.
Deum de Deo, Lumen de Lumine, Deum verum de Deo vero,
genitum non factum, consubstantialem Patri;
per quem omnia facta sunt.
Qui propter nos homines et propter nostram salutem descendit de cœlis.
Et incarnatus est de Spiritu Sancto ex Maria Virgine, et homo factus est.
Crucifixus etiam pro nobis sub Pontio Pilato, passus et sepultus est,
et resurrexit tertia die, secundum Scripturas,
et ascendit in cœlum, sedet ad dexteram Patris.
Et iterum venturus est cum gloria, iudicare vivos et mortuos,
cuius regni non erit finis.
Et in Spiritum Sanctum, Dominum et vivificantem,
qui ex Patre (Filioque) procedit.
Qui cum Patre et Filio simul adoratur et conglorificatur:
qui locutus est per prophetas.
Et unam, sanctam, catholicam et apostolicam Ecclesiam.
Confiteor unum baptisma in remissionem peccatorum.
Et expecto resurrectionem mortuorum,
et vitam venturi sæculi.
Amen.
Ähnlich wie bei Gloria, würde ich jetzt über Credo in der alten Messe meinen polnischen Freunden erzählen, würde ich jetzt wieder analog sagen, das Credo in der alten Messe ist wie in der neuen nur halt auf Latein und mit paar zusätzlichen Gesten, auf die ich später komme. In Deutschland dagegen habe ich das große Credo in der neuen Messe allerdings noch nie gehört und ich kann es bis heute nicht auf deutsch. Hierzulande folgt man fast ausschließlich dem im neuen Missale zu findendem Erlaubnis an dieser Stelle das Apostolische Glaubensbekenntnis zu benutzen. Das Messbuch erlaubut es zwar hauptsächlich für die Fasten- und Osternzeit, aber wie man sieht, wird es in der Praxis sehr weit ausgelegt.
Warum gibt es in der neuen Messe die Alternative? Schelm, wer da böses denkt, aber Fakt ist, dass das im Geiste des Modernismus und Ökumenismus das nizäano-konstantinopolitanische Credo ziemlich politisch incorrect klingt. Die ausführliche Betonung der Gottheit Christi reizt das modernistische Ohr natürlich und das Filioque jeden der dem Ökumenismus frönt. Wie es jemand sehr treffend formuliert hat, man kann die neue Messe so feiern, dass sie durchaus katholisch ist. Man kann aber, ohne die Vorgaben des Messbuchs zu umgehen aus den vielen Alternativen eine solche Messe feiern, der nicht nur für die Protestanten sondern sogar für manche Nicht-Christen akzeptabel wäre.
Zu den Gesten wollte ich noch etwas sagen. Gerade bei Credo sehen wir eine deutliche Reduktion in der neuen Messe. In der Einführung in das römische Messbuch steht zwar:
- Zu den Worten hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist etc. verneigen sich alle tief; am Hochfest der Verkündigung des Herrn und an Weihnachten knien alle nieder.
Ersteres habe ich aber so gut wie nie erlebt. Die Kniebeuge an den zwei Hochfesten durchaus aber das war’s auch schon. Wie sieht es dagegen in der alten Messe?
Es gibt drei Verbeugungen zu Ehren der drei göttlichen Personen, bei den Worten „Deum“, „Iesum Christum“ und „simul adoratur“. Und bei den Worten „Et incarnatus est…“ wird in jeder Heiligen Messe mit Credo eine Kniebeuge gemacht, durch die man die gebürhrende Ehrfurcht vor dem unfassbaren Geheimnis der Fleischwerdung ausdrückt. Die Heilige Schrift sagt zwar nicht worin die Probe bestand, der die Engel unterzogen wurden, nur dass Luzifer und seine Kompanen durch Hochmut gesündigt haben. Es ist aber eine der weit verbreiteten Vermutungen, dass den Engel das göttliche Plan der Fleischwerdung offenbart wurde und sie sollten den Sohn Gottes samt seiner menschlichen Natur anbeten. Das war für manche dieser reiner Geister anscheinend zu demütigend und sie sagten „Non serviam“.
Wenn dem so war, umso wichtiger ist es, dass wir es eifrig anbeten. Und das nicht nur zweimal im Jahr, wie die Reformatoren meinten.
Am Ende bei den Worten „Et vitam venturi saeculi“ bekreuzigt man sich. Hierzu gibt es zwei Deutungen, erstens als Bestätigung des ganzen Credos, durch die man noch einmal den trinitaren Glauben mit einer Geste zum Ausdruck bringt. Zweitens bezogen auf die konkreten Worte kann man darin die Erinnerung sehen, dass uns das ewige Leben durch das Kreuzesopfer Christi erworben wurde und dass auch unser Weg dorthin nur auf dem Weg des Kreuzes möglich ist.
Warum die Gesten reduziert wurden kann man nur rätseln, warum es aber schade ist, darüber habe ich erst neulich in der letzten Katechismusfolge gesprochen.
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