
Einleitung (2)
Lesen wir weiter:
Dass Wir derartige Menschen zu den Feinden der Kirche rechnen, wenn, sie sich auch selbst darüber wundern, darüber kann niemand mit Recht staunen, der ihre Absicht, über die nur Gott ein Urteil zusteht, beiseite lässt und lediglich ihre Lehren und ihre Art zu reden und zu handeln zur Kenntnis nimmt.
http://www.kathpedia.com/index.php?title=Pascendi_Dominici_gregis_(Wortlaut)
Papst Pius X spricht hier einen wichtigen Aspekt an, der uns klar sein muss, denn sonst übersehen wir vieles. Er sagt, manche wundern sich sicher, wenn wir sie jetzt zu Feinden der Kirche rechnen. Es gibt nämlich zwei Aspekte dieses Feind-Seins: den subjektiven und den objektiven. Es ist sicher so, das kann ich nach fast 44 Jahren in der Kirche mit unzähligen Beispielen belegen, dass viele, die der Häresie des Modernismus folgen, in bester Absicht handeln. Wie der Papst schreibt, über ihre Absicht kann letztendlich nur Gott urteilen. Letztendlich weiß nur Gott, ob den konkreten Menschen subjektiv eine Schuld trifft, ob er vom Herzen aus ein Feind der Kirche ist und ihr schaden will, oder ob er einfach selbst den falschen Lehren auf den Leim gekommen ist und jetzt mit bester Absicht sie umsetzt. Diese innere Haltung wird eines Tages natürlich eine Rolle spielen, wenn er vor Gott stehen und sich für sein Leben verantworten wird. Aber an der objektiven Wirklichkeit ändert sie nichts, wie Heilige Pius X sagt. Objektiv gesehen schadet solches reden und handeln der Kirche.
An dieser Stelle muss ich jedes Mal an meinen Lieblingzitat von Doktor House denken, denn ich euch hier einblende:
Ich bin sicher, das widerspricht allem, was ihr bis jetzt gelernt habt, aber es gibt richtig und falsch. Nur weil ihr nicht wisst, wie die richtige Antwort lautet, vielleicht könnt ihr es nicht mal wissen, das macht ihre Antwort nicht richtiger. Es ist viel einfacher. Sie ist einfach nur falsch.
Dr House, Drei Beine
Wie ihr sieht bin ich ein Fan von medizinischen Serien, also ein Beispiel aus einer anderen:
Der Arzt sieht vor sich ein Kind mit Symptomen, die sowohl auf ein Blutgerinsel wie auch auf eine Blutung im Gehirn deuten können. Wegen eines Stromausfalls kann er aber nicht diagnostizieren, welches davon zutrifft und muss trotzdem handeln, denn wenn er nichts tut, stirbt das Kind auf jeden Fall. Er handelt anhand von dem was er über die Vorgeschichte weiß und gibt dem Kind Blutverdünner, was sein Zustand massiv verschlechtert.
Den Arzt trifft keine moralische Schuld, moralisch gesehen war seine Antwort die beste mögliche. Und trotzdem war sie falsch. Objektiv war sie falsch und hat Schaden angerichtet.
Ich glaube, das ist ein Aspekt, den wir heutzutage auch oft ausblenden, wenn wir in der Enzyklika weiter gehen, werden wir auch sehen, wie das zustande kommt. Aber diese mangelnde Fähigkeit diese zwei Aspekte zu differenzieren, führt auch oft in Diskussionen zu Missverständnissen und Vorwürfen. Oft wird der Versuch auf etwas objektiv falsches hinzuweisen als persönlicher Angriff und Urteilen verwechselt. Wir sollen nicht über Menschen urteilen, das heißt aber nicht, dass wir ihre Worte und Handlungen nicht als objektiv falsch darstellen dürfen. Wie Jesus bei der Ehebrecherin, er lässt sie nicht steinigen, aber Er nennt ihre Sünde beim Namen und sagt ihr „Sündige nicht mehr“.
Kommen wir aber zu der Enzyklika zurück. Der Schaden, von dem Pius X spricht, ist umso schlimmer und heimtückischer, wenn es manche in bester Absicht tun. Viele sehen die gute Absicht und große Bemühungen um das Wohl der Kirche und fallen darauf ein. Ich kann nur aus meiner eigener Erfahrung sprechen. Ich habe einen sehr soliden Religionsunterricht in der Oberstufe genossen und etwas später insgesamt bis zur Promotion 9 Jahre lang Theologie studiert. Seitdem sind wieder 10 Jahre vergangen und ihr würdet staunen, wie oft ich in diesen 10 Jahren mein Wissen, das ich vorher im besten Gewissen als katholisch angenommen habe, revidieren musste… Wenn ich von Modernisten spreche, schlage ich mir in erster Linie selbst an die Brust, denn diese Denkkonstrukte, die der Heilige Papst in seiner Enzyklika aufzeigt, teilweise immer noch irgendwo im Hintergrund stecken auch wenn sehr subtil, bis ich dann wieder ein „Oooops“-Erlebnis habe und den nächsten Stachel rausziehe.
wie gesagt, innerhalb treiben sie ihre Anschläge auf das Verderben der Kirche; deshalb sitzt die Gefahr unmittelbar in den Adern und Eingeweiden der Kirche, und um so sicherer wütet der Schaden, je intimer sie die Kirche kennen. Sie legen ferner die Axt nicht an die Äste und Zweige, sondern an die Wurzel selbst, den Glauben und seine feinsten Fibern; ist aber die unsterbliche Wurzel getroffen, so treiben sie das Gift so durch den ganzen Baum, dass kein Teil katholischer Wahrheit übrig bleibt, an den sie nicht Hand anlegten, keiner, den sie nicht zu verderben sich bemühten […]
Wir hatten zwar gehofft, diese Menschen zur besseren Einsicht einmal zurückrufen zu können; darum haben Wir zuerst liebevolle Zurede, wie gegen Söhne, dann Strenge, endlich, wenn auch widerwillig, die öffentliche Rüge gegen sie angewandt. Es war eitel, wie ihr wisst, ehrwürdige Brüder, für den Augenblick beugten sie den Nacken, um ihn alsbald nur stolzer zu straffen. Handelte es sich nur um sie, so könnten Wir vielleicht darüber hinweggehen, aber der feste Bestand des katholischen Namens steht auf dein Spiel. Längeres Schweigen wäre da Sünde. Wir müssen es unterbrechen und der ganzen Kirche jene unter böser Maske versteckten Menschen so zeigen, wie sie wirklich sind.
Und dann stellt Pius X seine Vorgehensweise vor, die Einteilung der Enzyklika und merkt dabei noch etwas sehr wichtiges an – was er hier methodisch zusammenfasst, ist das Gesamtkonstrukt des Modernismus. Im echten Leben werden wir selten damit zu tun haben. Wenn man sich das so systematisch anschaut, wird ziemlich jedem klar, dass das Ganze mit dem katholischen Glauben nichts zu tun haben kann. Das Tückische daran ist, dass es im echten Leben oft nur einzelne kleine Elemente sind, die zum Vorschein kommen, die aber, wenn man sie zu Ende denkt, den ganzen Glauben zum Sturz führen.

Einleitung (1)

Agnostizismus
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