Dogmatik,  tridentinische Messe

Das Heiligste Messopfer

Mit diesem Text fange ich eine kleine Serie über die Liturgie, konkret über die Heilige Messe. Ich möchte jetzt aber nicht über liturgische Missbräuche reden, sondern in einer systematischen Art und Weise zeigen, warum ich die Heilige Messe in der sog. überlieferten Form des Römischen Ritus besonders schätze.

Hierzu eine kleine sprachliche Anmerkung. Der Name „tridentinische Messe“ ist nicht ganz korrekt und die Bezeichnung als zweite Form des römischen Ritus gewissermaßen umstritten. Daher und auch einfachheitshalber werde ich vereinfacht von „alten“ und „neuen“ Messe sprechen, während damit die Form der Messe vor der Reform 1969, bzw. die danach gemeint sind.

Eigentlich könnte man es in einem Satz fassen, nämlich, dass sie (die „alte“ Messe) in vollkommenster Art und Weise den katholischen Glauben ausdrückt.

Um das allerdings zu verstehen, muss man sich zuerst bewusst machen, was überhaupt die katholische Lehre über die Heilige Messe und das Sakrament der Eucharistie ist. Über den zweiten Aspekt habe ich vor nicht allzu langer Zeit im Zusammenhang mit dem Fronleichnamsfest gesprochen, hier möchte ich mehr auf die Messe selbst eingehen. Diese zwei Aspekte sind zwar unzertrennlich miteinander verbunden aber trotzdem unterschiedlich. Auf der einer Seite sprechen wir vom Sakrament, das WIR empfangen, auf der anderer von einem Akt des Kultes, vom Gottes-Dienst.

In letzter Zeit sehen wir eine anthropozentrische also menschenzentrierte Verschiebung, welche die ganze Realität auf nur den einen Aspekt beschränkt. Somit wird auch die Heilige Messe insgesamt eigentlich auf zwei Elemente reduziert: das Teil, in dem wir sozusagen mit Worten genährt werden: Lesungen aus der Heiligen Schrift, Predigt und Bericht über das Letzte Abendmahl und als zweites Teil der Empfang der Kommunion. Noch mit paar Gebeten dazwischen. Das ist aber sehr beschnittene und im Grunde protestantische Art das Eucharistiefeier zu sehen.

Dadurch wird uns auch klar, warum man heutzutage so leicht auf Wortgottesdienste mit Kommunion ausweicht. Viele merken nicht mal den Unterschied, technisch gesehen ist er auch relativ klein, wenn man eh das kürzeste Hochgebet gewohnt ist, fällt einem evtl. nicht mal auf ob die 10 Zeilen Text gefehlt haben oder nicht. In Wirklichkeit ist aber der Unterschied enorm, nämlich wesentlich. Es fehlt nämlich das wesentlichste, das Heiligste Messopfer, die Vergegenwärtigung des Opfers Christi.

Dazu kommen wir gleich, nur noch eine kleine Anmerkung zu der anthropozentrischen Verschiebung. So sehr ich eigentlich das Wort „Gottesdienst” in diesem Zusammenhang mag, so habe ich gleichzeitig den Eindruck, dass seine Bedeutung mittlerweile umgedreht wurde. Dabei soll uns dieses Wort, das auch z.B. im Tschechischen als „bohoslužba“ benutzt wird, vor Augen führen, dass wir UNS dabei in Dienst des Herrn stellen und nicht umgekehrt. Gott benötigt zwar nichts von uns, in einer der Präfationen bekennen wir ja

Unser Lobpreis kann deine Größe nicht mehren, doch uns bringt er Segen und Heil

wir haben aber schon in einer der Katechismus-Folgen gelesen, unser Ziel ist:

Gott zu erkennen, Ihn zu lieben, IHM zu DIENEN und dadurch die ewige Seligkeit erlangen.

Nun zum Wesen der Heiligen Messe. Ein feierlich dazu verkündetes Dogma lautet:

In der Heiligen Messe wird Gott ein wahres, eigentliches Opfer, das unblutige Opfer des Leibes und Blutes Jesu Christi, dargebracht.

Ich will mich jetzt hier nicht auf die apologetische Schiene begeben. Wenn gewünscht, schreibt mir bitte in den Kommentaren, dann mache ich eine separate Folge darüber, warum das so ist, mit der Begründung aus der Heiligen Schrift, Kirchenväter usw. Hier nur ein kleiner Mythosbust: falls jemand denkt, diese Glaubenswahrheit wäre irgendwie eine Erfindung des Konzils vom Trient, kann kaum mehr irren. Im Gegensatz: das Verständnis der Eucharistiefeier als Opfer, war im Christentum bis zum XII Jahrhundert unbestritten. Erst danach kamen Stimmen hoch, die in der Reformation ihre Krönung fanden, die das Opfercharakter leugneten.

Messopfer und Kreuzesopfer sind identisch hinsichtlich der Opfergabe und des hauptsächlichen Opferpriesters, nur die Weise der Darbringung ist verschieden.

Die Opfergabe ist in der hl. Messe Christus der Gottmensch, der sich auch am Kreuz ganz dem Vater zum Opfer gebracht hat. Er ist auch der Hauptopferpriester, der auch am Kreuz in Gehorsams und Liebe den Tod erduldet und so das Opfer seiner selbst dargebracht hat. Der verklärte Jesus, der zum Vater zurückgekehrt ist, kann zwar jetzt nicht mehr leiden, hat aber weiterhin diese vollkommenste Opfergesinnung, in welcher er am Kreuz sein Leben in den Sühnetod dahingab, die innere Hingabe in der glühendsten Liebe zu Gott und den Menschen, in völlig selbstvergessener Unterwerfung unter den Willen des Vaters. Nur die Art und Weise, die äußere Opferhandlung ist unterschiedlich. Die Messe ist wie das Kreuzesopfer ein wahres, gegenwärtig sich vollziehendes Opfer, keine bloße Erinnerungsfeier.

Aber sie ist eine lebendige objektive Darstellung und sakramentale Vergegenwärtigung des einmal am Kreuz vollbrachten Opfers und insofern ein relatives Opfer, während das Kreuzesopfer ein absolutes Opfer ist […]
Am Kreuz wurde das Erlösungsverdienst erworben, in der Heiligen Messe wird es den Einzelnen zugewendet

Der Heilige Thomas von Aquin fasst das folgendermaßen zusammen: Das Wesen der Heiligen Messe besteht darin, dass Christus als der Haupt-Opferpriester durch den Dienst des menschlichen Priesters in der sakramentalen Trennung des Blutes vom Leib sein blutiges Todesleiden am Kreuz in unblutiger mystischer Schlachtung vergegenwärtigt und zugleich selbst in jener vollkommenster Opfergesinnung unter den getrennten Gestalten wahrhaft gegenwärtig wird.

Das Heiligste Messopfer hat einen vierfachen Zweck und zwar ist es ein:

  1. Anbetungsopfer,
  2. Dankesopfer,
  3. Sühneopfer und
  4. Bittopfer.

Dieses Wesen und Ziele der Heiligen Messe müssen wir im Gedächtnis behalten, wenn wir demnächst anfangen uns die Messtexte anzuschauen.

Anhand von und mit Zitaten aus: Diekamp, F. Jüssen, K. (2013). Katholische Dogmatik Alverna Verlag. S. 960-986.

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